Trauernde begleiten

Wichtig ist nicht, wie Sie trauern, sondern dass Sie trauern!

Trauer ist keine Krankheit. Sie ist ein natürlicher Loslösungsprozess von einem geliebten Menschen. Es kommt nicht von ungefähr, dass man früher vom Trauerjahr sprach. Es hat auch heute noch eine wichtige Stellung im Verarbeiten. Manchmal braucht es mehr Zeit, bis sich die Gefühle nicht mehr so heftig anfühlen, wenn an die verstorbene Person gedacht wird.

Nicht nur der Tod eines Menschen, sondern auch andere einschneidende Ereignisse können Gefühle der Trauer auslösen, z.B. wenn eine Beziehung beendet wird, bei/nach einem Umzug, beim Verlust eines Tieres oder des Arbeitsplatzes, usw.

Trauer erfasst uns auf allen Ebenen. Eine fachkundige Trauerbegleitung hilft, das Unabänderliche anzunehmen, die vielfältigen Gefühle nach und nach zu klären und mit dem Leben ohne den geliebten Menschen respektive der neuen Situation umgehen zu lernen. Wir begleiten Sie empathisch, achtsam und kompetent.

Für Trauernde ist es wichtig zu wissen, dass eine Zeremonie jederzeit nachgeholt werden kann, auch Jahre später. Ein Ritual wird sie spürbar entlasten und befreien.

Holzsteg der ins Licht führt

Zeit des Trauerns, Zeit des Loslassens

… Wenn du mich liebst

Ich bin nur auf die andere Seite gegangen
Ich bin ich, du bist du.
Was wir füreinander waren, das ist für immer.
Sag mir jenen Namen, den du mir immer sagtest.
Sprich zu mir, wie du es immer tatest.
Versuche keine andere Stimme.
Erwecke nicht einen feierlichen Eindruck.
Lache weiter, worüber wir zusammen lachten.
Bete, lächle, denke an mich, bete mit mir.
Mein Name möge zuhause weiterhin erklingen wie ehedem
Ohne jegliche Übertreibung, ohne eine Spur von Schatten.
Das Leben bedeutet immer, was es schon immer bedeutet hat.
Es ist, was es schon immer war; der Faden ist nicht durchschnitten.
Warum sollte ich ausserhalb deiner Gedanken sein,
nur weil ich nicht in deinem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg, gerade auf der andern Seite des Weges.
Du siehst, alles wird gut.
Du wirst mein Herz wieder finden.
Ja, du wirst die gereinigte Zärtlichkeit spüren.
Trockne deine Tränen und weine nicht,
wenn du mich liebst.
(Hl. Augustinus, 354 – 430)

Was ist in einem gesunden, normalen Bereich?

Wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, ist es ganz normal, dass uns die Trauer übermannt und uns geraume Zeit in ihren Fesseln hält. Körper und Gefühle sind in Aufruhr, und das Gedankenkarussell dreht sich pausenlos, manchmal auch viel zu schnell. Oft fühlen wir uns kraftlos und schaffen es kaum, das Nötigste zu bewältigen. Wir fühlen uns all den Trauerreaktionen hilflos ausgeliefert.

Wenn ein Mensch so viele grosse Lücken in den Herzen seiner Lieben zu hinterlassen vermag, ist es bei allem Schmerz ein kostbares Zeichen, dass er geliebt wurde. Denn: würden wir überhaupt trauern, wenn wir keine Zuneigung für einen anderen Menschen empfunden hätten?

Im ersten Jahr ohne den geliebten Menschen gibt es viele ‚das erste Mal‘: Nebst scheinbar ganz ’normalen‘ Alltagssituationen gilt es, Geburts-, Fest- und Feiertage ohne den geliebten Menschen zu durchleben. Früher war das erste Jahr nach dem Todesfall gesellschaftlich anerkannt, und teilweise wurde während des ganzen Trauerjahres schwarze Kleidung getragen.

Trauer ist die logische Folge von Liebe. Sie ist eine natürliche, sich stets wandelnde Lebensphase, die dazu dient, Verluste zu verarbeiten. Wir trauern nicht um das, was wir gemeinsam erfahren haben, sondern vielmehr um die Dinge, die eben gerade nicht gelebt werden konnten. In der Trauerzeit sind wir oft heftigen Gefühlen ausgeliefert, derer wir uns nicht wehren können. Plötzliches Weinen, Wutausbrüche, Trotz oder Rückzug sind nur einige der Reaktionen, die zum Trauerprozess gehören. Sie helfen, die Bindung zum verstorbenen Menschen zu lockern und eigenständiger zu werden. Dies bedeutet nicht, die Verbindung als solches zu lösen, sondern vielmehr zur Essenz zu gelangen: Zu Liebe und Dankbarkeit.

Normale Trauer

Bei einer ’normalen‘ Trauer nimmt die Schwere der Trauergefühle nach und nach ab, das ist natürlich. Trauernde lernen, immer besser mit Situationen ohne den geliebten Menschen umzugehen. Sie entwickeln neue Strukturen und Vorgehensweisen.

  • Ein- und Durchschlafschwierigkeiten, vor allem in den ersten Monaten, können bestehen
  • Es braucht einige Zeit, bis man realisiert, dass der verstorbene Mensch wirklich nicht mehr zurückkommt (zur Tür hereinkommt, auf einen wartet, usw.)
  • Es ist möglich, dass man vom Verstorbenen träumt
  • Energiemangel, Unlust
  • Essverhalten verändert sich
  • Trauergefühle nehmen langsam ab, das heisst sind nicht mehr so heftig wie während den ersten Wochen/Monaten
  • Das Annehmen der Situation fällt nach und nach leichter
  • Das Loslassen von Gegenständen, die an den verstorbenen Menschen erinnern, ist langsam möglich
  • Dankbarkeit macht sich breit
  • Wenn ca. ein Jahr des Trauerns vorbei ist, gelingt das Meistern des Lebens auf eigenen Füssen immer besser
  • Der Alltag kann einigermassen gut bewältigt werden

‚Ablenkung‘ funktioniert, man denkt nicht dauernd an den verstorbenen Menschen

Schwierige Trauer

Als „schwierige“ Trauer kann der Zustand einer trauernden Person bezeichnet werden, der sich nach ein bis eineinhalb Jahren nicht oder kaum verändert hat.

  • Alle Gegenstände, die an den verstorbenen Menschen erinnern, sind noch an demselben Platz und können nicht verschoben, geschweige denn entsorgt werden
  • Körperliche Symptome sind fast unverändert
  • Energielosigkeit wie in den ersten 2-3 Monaten des Verlusts
  • Trauergefühle haben praktisch nichts an ihrer Dichte und Schwere verloren
  • Gedanken kreisen unentwegt und sind wirr
  • Schlechte Konzentrationsfähigkeit

Trauern - wie geht das?

Weg führt durch grüne Wiese

Die Trauer ist der Weg zur Heilung

Der Tod eines nahestehenden Menschen löst zweifellos intensive Emotionen aus, welche uns tief in der Seele berühren. Die Zeit scheint still zu stehen und alles andere wird unwichtig. Wie können Sie sich aus dieser Ohnmacht befreien? Wie gehen Sie mit allfälliger Wut oder Hilflosigkeit um?

Ein erster wichtiger Schritt ist, sich der Trauer zu stellen und all den schmerzvollen Gefühlen Raum zu geben und sich ihnen zu öffnen. Es braucht Mut dazu, kann jedoch sehr heilsam sein.

Unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen Bedürfnisse erarbeiten wir gemeinsam einen individuellen, ressourcenorientierten Weg, sodass Sie nach und nach wieder neue Lebensperspektiven entdecken können.